Die OHE in der Reichsbahnzeit von 1949 bis 1989
Nach der Übernahme durch die Deutsche Reichsbahn
Mit der am 01. April 1949 erfolgten betrieblichen Übernahme durch die Deutsche Reichsbahn wurde der Triebwagenverkehr zwischen Henningsdorf und Kleinbahnhof Spandau-West eingestellt. Die Züge fuhren jetzt in der Relation Nauen - Nieder-Neuendorf von wo aus in Dampfzüge der Westberliner OHE umgestiegen werden konnte. Nach der Unterbrechung des Verkehrs am 21. August 1950 wurde der Abschnitt von Nieder-Neuendorf über Papenberge bis zur Sektorengrenze bei Bürgerablage stillgelegt und abgebaut.
In Ketzin wurde nach der Übernahme des gesamten Eigentum der OHE zum 01. Januar 1950 die OHE-Hauptwerkstatt von der Reichsbahndirektion Berlin als eigenständiges Bahnbetriebswerk eingerichtet. Dem nunmehr Bw Ketzin wurden die Lokbahnhöfe Velten und Roskow unterstellt. Die in der DDR verbliebenen ehemaligen OHE Dampflokomotiven, Triebwagen, Personen- und Güterwagen wurden nun in das Nummernschema der Deutschen Reichsbahn eingegliedert aber waren weiterhin auf Ihren Stammstrecken im Einsatz. Am 01. Januar 1953 erfolgte eine Verschiebung der Reichsbahndirektionsgrenzen. Dadurch wurde das Bw Ketzin sowie der Streckenabschnitt Nauen-Berliner Tor Km 2,050 bis Ketzin und die Verbindungskurve von Röthehof nach Neugarten der Reichsbahndirektion Magdeburg zugeschlagen. Ferner wurde durch die Deutsche Reichsbahn eine Gattungsbereinigung durchgeführt. Der Triebwagenverkehr auf den ehemaligen OHE - Strecken wurde eingestellt und die nun verfügbaren Triebwagen an andere Bahnbetriebswerke abgegeben. Mitte der 50ziger Jahre gab man auch einen Großteil der C-gekuppelten Dampflokomotiven der Baureihe 89 an andere Bw ab und erhielt dafür unter anderem Lokomotiven der Baureihe 75.
Streckenstillegungen
Anfang der 50ziger Jahre plante man zur Umgehung der Westberliner Wasserstraßen den Bau des Havelkanal von Nieder-Neuendorf nach Paretz. Da die Kanaltrasse nördlich des Bahnhof Nieder-Neuendorf verlief, hätte man eine Brücke zur Bedienung des Bahnhofs errichten müssen. Dieses wurde von den Planern im Bezug auf den geringen Verkehr als zu teuer erachtet und die Strecke 1952 zwischen Forsthaus Nieder-Neuendorf und Nieder-Neuendorf stillgelegt und abgebaut. Am 20. September 1953 erfolgte dann die Stilllegung der Reststrecke von Forsthaus Nieder-Neuendorf bis Bötzow, weil nun am nördlichen Berliner Außenring gebaut wurde, der dann am 4. November 1953 in Betrieb ging.
Durch den fast parallel laufenden nördlichen Berliner Außenring wurde die Strecke Nauen -Velten immer unrentabler, waren hier doch nur noch überwiegend landwirtschaftlich Erzeugnisse abzufahren. Auch der Personenverkehr nahm immer mehr ab, was aber nicht verwunderte, fuhren die Personenzüge mit teilweise über 60 Jahre alten Waggons im Dampfbetrieb und für eine Modernisierung von Betriebsmitteln und Strecke fehlte das Geld. Am 8. Dezember 1963 erfolgte die Einstellung des Personenverkehr zwischen Nauen und Velten, der dann auf Omnibusbetrieb umgestellt wurde. Ein halbes Jahr später am 31. Mai 1964 wurde dann auch der Güterverkehr eingestellt und die Strecke bis auf ein Reststück in Nauen zur Anbindung an die örtliche Industrie abgebaut.
Am 22. Mai 1965 erfolgte auch die Einstellung des Personenverkehrs auf der Strecke Nauen - Ketzin, nach fast 72 Jahren endete somit der Personenverkehr auf den Strecken der ehemaligen OHKB. Gleichzeitig erfolgte auch die Stillegung des Güterverkehrs zwischen Nauen-Berliner Straße und Röthehof. Auch hier erfolgte kurz danach der Abbau der Gleise. Die restliche Strecke von Röthehof nach Ketzin wurde nun nur noch über die Verbindungskurve nach Neugarten bedient. Hier blieb der Güterverkehr jedoch konstant hoch, waren doch in Vorketzin die Mülldeponie und in Ketzin das Bahnbetriebswerk und das 1967 aus der Zuckerfabrik Ketzin entstandene Kraftfuttermischwerk zu bedienen.
Restbetrieb
Zum 1. Januar 1966 löste die Deutsche Reichsbahn das Bahnbetriebswerk Ketzin als selbstständige Dienststelle auf und unterstellte es als Lokeinsatzstelle mit Lokunterhaltungsteil dem Bahnbetriebswerk Brandenburg. Mittlerweile fanden auch Schlepptender-Lokomotiven der Baureihe 38, später auch der Baureihe 35, 50 und 52 ihren Weg nach Ketzin. Lokomotiven der Baureihe 75 und 89 wurden bis Dezember 1969 nach und nach aus dem Bestand genommen und verschrottet.
1967 /68 wurde auf dem verbliebenen Reststück der Oberbau erneuert. Hier kamen nun Betonschwellen auf einer Schotterbettung zur Verwendung. Die Schienen bestanden aus dem Profil S49. Im Bahnhof Ketzin kam es auch zu Umbauarbeiten an der Gleisführung, für die der alte 1892 erbaute Lokschuppen abgerissen wurde. Im Herbst 1969 stellte man auf den Strecken der ehemaligen Westhavelländischen Kreisbahnen von Röthehof über Roskow nach Brandenburg den Güterverkehr ein. Im Bahnhof Röthehof wurde Anfang der 70ziger Jahre alle Gleise abgebaut und der Bahnhof aufgegeben, wie auch der Haltepunkt Etzin. Zum 01. Januar 1972 wurde die Lokeinsatzstelle Ketzin dem Bahnbetriebswerk Stendal unterstellt, um eine bessere Organisation des Maschinendienst zu erreichen. 1976 legte die Deutsche Reichsbahn den Müllanschluß in Vorketzin still, da Westberliner Hausmüll nach einer Vereinbarung des Berliner Senat mit der DDR Regierung nun mit LKWs der Berliner Stadtreinigung verbracht wurde.
Anfang der 80ziger Jahre entschloß sich die Deutsche Reichsbahn, den Dampfbetrieb aufzugeben und das ehemalige Bw Ketzin ganz zu schließen. Am 30. September 1981 fuhr dann der letzte dampfbespannte Planzug mit BR 50 3697 von Ketzin in Richtung Neugarten und am 31. Dezember 1981 wurde die Lokeinsatzstelle Ketzin aufgelöst. Damit endeten fast 90 Jahre Dampflokbetrieb auf den Strecken der ehemaligen OHKB und der alten Ketziner Werkstatt. Züge für das Kraftfuttermischwerk wurden nun von Großdiesellokomotiven aus sowjetischer Produktion, vornehmlich der Baureihe 220 und 232 gezogen. Die Rangierarbeiten im Bahnhof Ketzin wurden von den Werklokomotiven des Kraftfuttermischwerk durchgeführt. Bis 1986 zog nur sporadisch als Ersatz für ausgefallene Dieselloks eine BR 50 die Züge. In die Werkstatthalle zog zum 01. Januar 1982 nun eine Abteilung der Gleisbaumechanik Brandenburg ein, die hier ihre SKL warteten. Bis zur Wende im November 1989 änderte dann sich die Situation nicht mehr.