Die OHKB in der Weimarer Republik
Der Krieg ist verloren
Nach der Niederlage der deutschen Armeen, der Abdankung des Kaisers und der Ausrufung der ersten deutschen Republik sank das Frachtaufkommen bis 1923 auf 550.000 Tonnen. Die Zahl der beförderten Personen sank von ca. 1.900.000 die man 1918 transportiert hatte auf 1923 nur noch 550.000. Die deutsche Wirtschaft lag am Boden, hatte sie doch unmittelbar mit den Kriegsfolgen zu kämpfen. Ab 1919 kamen noch die Reparationsleistungen an die Siegermächte hinzu, die 1922 in eine Hyperinflation mündete. Erst im November 1923, als man die Rentenmark einführte, beruhigte sich die gesamte wirtschaftliche Situation wieder auf niedrigem Niveau.
Der wirtschaftliche Aufschwung
Den beginnenden Aufschwung nutze die OHKB um den Oberbau gänzlich zu erneuern und den erhöhte Anforderungen und Achslasten anzupassen. Die Strecken erhielten jetzt einen stärkeren Kiesunterbau und imprägnierte Kieferschwellen auf denen Stahlschienen mit einem Metergewicht von mindestens 33kg/m verlegt wurden.
Anfang Januar 1923 war es zu einer Kooperation zwischen der AEG in Henningsdorf, der großen Berliner Straßenbahn und der OHKB zur Errichtung einer Straßenbahnlinie zwischen Johannesstift und Henningsdorf gekommen. Dafür wurden eigens zwei Benzoltriebwagen angeschafft, die dann ab den 8. Januar 1923 als Spandau-Henningsdorfer Kleinbahn von Spandau-West über Johannesstift als Linie 120 nach Henningsdorf verkehrte. Die Betriebsführung wurde von der Berliner Straßenbahn wahrgenommen, die 1929 dann in die Berliner Verkehrsbetriebe kurz BVG überging. Mit der Aufnahme des Straßenbahnbetriebes wurde der Personenverkehr zwischen Kleinbahnhof Spandau-West und Nieder-Neuendorf eingestellt. Dieser Personenverkehr war allerdings nur von untergeordneter Bedeutung, fuhren 1911 noch sieben Zugpaare, fuhren Anfang der 20ziger Jahre nur noch drei Zugpaare von Spandau-West nach Bötzow.
1924 kaufte die OHKB die noch in Besitz des Landkreises befindlichen Strecken Nauen-Velten und Spandau-Bötzow auf. Da die Aktienmehrheit der OHKB sowieso in Händen des Landkreis Osthavelland lag, war dieser Schritt durchaus nachvollziehbar. Ferner begann man 1924 mit den Erweiterungsarbeiten an der Hauptwerkstatt in Ketzin, die um einen Sozialtrakt, einer neuen Schmiede und Tischlerei vergrößert wurde. Ab 1925 begann man von Spandau-West aus einen Omnibusverkehr erst in Richtung Schönwalde, später weiter nach Bötzow und Henningsdorf sowie von Nauen nach Ketzin einzurichten. Zur Wartung und Unterhaltung der Omnibusse baute man in Ketzin und Johannesstift jeweils eine Fahrzeughalle. 1926 dann wurde im Zuge des zweigleisigen Ausbau der Kremmener Bahn nach Velten für den elektrischen Betrieb auch der dortige OHKB-Bahnsteig
umverlegt und eine Fußgängerbrücke montiert um gefahrlos zum Vorortbahnsteig bzw. zum Veltener Empfangsgebäude zu gelangen, da hier die auch die Bahnhofsverwaltung der OHKB untergebracht war.
Der Fahrzeugpark wird größer
1926 investierte man auch wieder in den Fahrzeugpark und erwarb von der Lokomotivfabrik AEG aus Henningsdorf drei C-gekuppelte Heißdampflokomotiven der Gattung Gt33.14. Die Lokomotiven erhielten die Betriebsnummern OHKB 11 bis OHKB 13. Mit dem Neuerwerb wurden die nunmehr über dreißig Jahre alten Lokomotiven OHKB 3 und 5(?) stillgelegt und aus dem Bestand genommen. Ein Jahr später wurde OHKB 13 an die Westhavelländische Kreisbahn abgegeben.
1929 entschied man sich bei den neu gegründeten Berliner Verkehrsbetriebe, einen Zusammenschluß von Straßenbahn, Omnibus und Untergrundbahn, die Reststrecke der Straßenbahnlinie 120 von Johannesstift nach Henningsdorf zu elektrifizieren. Die dadurch freiwerdenden mittlerweile drei Benzoltriebwagen der AEG erwarb die OHKB und die BVG überließ der OHKB kostenlos zwei Beiwagen der ehemaligen Schmöckwitzer Uferbahn. Nachdem man die Triebwagen den neuen Gegenbenheiten angepaßt hatte erhielten sie die Betriebsnummern OHKB Tw 1 bis OHKB Tw 3, die Beiwagen die Betriebsnummern OHKB Tw A1 und A2. Zur Unterstellung wurden in Nauen ein Triebwagenschuppen neu gebaut, in Velten der Lokomotivschuppen verlängert und in Ketzin der alte Wagenschuppen von 1907 umgebaut. Hauptsächlich wurden die Triebwagen in den verkehrsschwachen Zeiten außerhalb des Berufsverkehr auf den Strecken Nauen-Ketzin und Nauen-Velten bzw. Nauen-Nieder-Neuendorf eingesetzt. Ab Nieder-Neuendorf fuhr dann die Straßenbahn nach Spandau-West.
Die Weltwirtschaftskrise von 1929
Der schwarze Freitag, der am 8. Oktober 1929 die Börsenkurse erst in Amerika, dann in der ganzen Welt erschütterte und damit die größte bis dahin gesehene Wirtschaftskrise mit einer hohen Zahl an Firmenpleiten und vielen Arbeitslosen traf die OHKB nur wenig. Zwar ging das Transportaufkommen und die Personenbeförderung zurück, aber nicht in dem Maße wie das kurz nach Ende des ersten Weltkrieg der Fall war. 1932 wurden 700.000 Tonnen Fracht und 250.000 Personen transportiert.