Die Zeit bis zum Ende des ersten Weltkrieg
Die Umbauarbeiten in Nauen
1911 hatte die preußische Staatsbahn beschlossen, die Bahnanlagen in Nauen hochzulegen und die Umgehungsbahn weiter nach Oranienburg zu bauen, Durch die Hochlegung der Bahn bestand nun die Möglichkeit, den nördlich des Staatsbahnhofes gelegenen Bahnhof der Nauen-Veltener Kleinbahn mit dem südlich gelegenen Bahnhof der Nauen-Ketziner Kleinbahn zusammen zu legen. Das auch hier nötige Brückenbauwerk zur Unterführung der Nauen-Veltener Strecke in den neuen Bahnhof musste vom Landkreis Osthavelland bezahlt werden. 1913 konnte dann der Betrieb auf dem neuen Teilstück aufgenommen werden. Dafür wurde auch der südlich des Staatsbahnhofes gelegene Kleinbahnhof großzügig umgebaut und mit einem Mittelbahnsteig für beide Kleinbahnstrecken versehen. Es bestand nun die Möglichkeit, ohne die Staatsbahn zu tangieren von Ketzin über Nauen nach Velten und Spandau zu fahren.
Das Transportaufkommen der OHKB gestaltete sich nun sehr vielfältig. Die Bahn beförderte Kartoffeln und Gemüse nach Berlin und Brandenburg, bediente die Zuckerfabriken in Nauen und Ketzin mit Zuckerrüben und verfrachtete den Rohzucker. Aus dem Westhavelländischen Ziegeleien wurden Mauersteine und aus den Kiegruben Kies nach Berlin verfrachtet und im Gegenzug begann man die ausgebeuteten Tongruben mit Spandauer und Berliner Hausmüll zu verfüllen. In Spandau wurde die Industrie mit Brennstoffen und Rohware versorgt und fuhr die fertigen Industrieerzeugnisse ab. Außerdem bediente die OHKB noch die Artilleriewagenhäuser und Pulvermagazine mit Heeresgut. Das Frachtaufkommen stieg ständig. 1911 wurden 450.000 Tonnen Güter transportiert.
Am 1. August 1914 erklärte das deutsche Kaiserreich als Bündnispartner Österreich-Ungarn dem russischen Zarenreich nach dem Attentat von Sarajevo den Krieg, der sich schließlich zum ersten Weltkrieg ausweitete. Der Kriegseintritt ließ das Frachtaufkommen nochmal stark ansteigen, brauchte doch das deutsche Heer Kriegsmaterial auch aus den Spandauer Rüstungsbetrieben. 1915 wurden über 1.100.000 Tonnen transportiert, bis 1918 zum Ende des ersten Weltkrieg sank das Frachtaufkommen dann auf ca. 800.000 Tonnen, die die OHKB zu transportieren hatte.
Dem ständig steigenden Transportaufkommen mussten auch die Lokomotivleistungen angepaßt werden. 1905 verkaufte man den B-Kuppler OHKB 3 an die Kleinbahn Straußberg-Herzfelde und ersetzte diese durch einen gebraucht von Lenz & Co erworbenen C-Kuppler der ebenfalls die Betriebsnummer OHKB 3 erhielt, 1906 schied der B-Kuppler OHKB 1 aus dem Bestand aus. 1914 erwarb man von der Lokomotivfabrik Henschel einen C-Kuppler für die Bötzowbahn, der die Betriebsnummer B-Sp 6 erhielt. 1915 erwarb man von der preußischen Staatsbahn eine gebrauchte T 3 und versah sie mit der Betriebsnummer OHKB 1 und 1916 musterte man den letzten verbliebenen B-Kuppler OHKB 2 aus.
In Ketzin errichtete man ab 1910 eine Lokomotivwerkstatt mit Schmiede, Tischlerei und allen anderen benötigten Einrichtungen, da eine Wartung in den Lokschuppen der Bahnhöfe Johannesstift, Velten und Ketzin nicht mehr sachgerecht ausgeführt werden konnte. Schon 1913 wurde die Werkstatt erstmalig erweitert und die Zuckerwerke in Nauen und Ketzin entschlossen sich, ihre B-gekuppelten Werklokomotiven nun in der OHKB Werkstatt zu warten.
Zum Ende des ersten Weltkrieg zählte die OHKB neun C-Kuppler und vier C-Kuppler der Westhavelländischen Eisenbahn im ihrem Bestand, die alle in der Hauptwerkstatt Ketzin geführt wurden.
Die Werkstatt in Ketzin nach Ihrer ersten Erweiterung im Jahre 1913.
(Bild: AG-OHKB e.V.)