Güterzüge in Vorketzin
Hallo Eisenbahnfreunde!
Wie heißt es so schön; „Zurück zu den Wurzeln“ und das könnt Ihr derzeit doppelt wörtlich nehmen!
Die Aktiengesellschaft Osthavelländische Kreisbahnen begann ihre Geschichte vor 130 Jahren als Verbindungsbahn zwischen den Städten Nauen und Ketzin insbesondere für den Transport landwirtschaftlicher Güter, um die Straßen damals von „Fuhrwerken“ zu entlasten und somit auch den Transport günstiger und effizienter zu machen…
Zur damaligen Zeit gab es auch in beiden Städten jeweils eine Zuckerfabrik, die mit Zuckerrüben beliefert wurden. Eine durchaus gängige Praxis bis in die 1980ziger Jahre hinein, bevor derartige Transporte erneut fast ausschließlich auf die Straße verlagert wurden.
Und heute werdet Ihr fragen?
Heute ist es uns in einer gemeinsamen Anstrengung gelungen, einen großen Teil der havelländischen Zuckerrübenernte vom Lkw weg wieder auf die Schiene zu bringen!
In Zusammenarbeit mit ansässigen havelländischen Landwirtschaftsbetrieben, der ABEG und ihrem Tochterunternehmen Eisenbahngesellschaft Potsdam ( EGP ) sowie der Havelländischen Eisenbahn AG traf der erste Leerzug am Anschluss Vorketzin ein, wo die Verladung auf den Zug stattfindet.
Am vergangenen Samstag, den 05.11.2022, befuhr der von der EGP 212 054-1 geführte Containerleerzug unsere Anschlussbahn und sorgte für einiges Aufsehen.
Mit einer imposanten Zuglänge von insgesamt 502 Metern kehrt damit der reguläre Güterzugverkehr zurück auf unsere Strecke!
Die Container wurden in den letzten Tagen beladen und sind bereit für die Abfahrt zur Zuckerfabrik im sachsen-anhaltinischen Könnern.
Das Gewicht wird etwa 1200 Tonnen betragen, wenn alles für die erste Fahrt umgeladen wurde.
Dieses Gewicht entspricht etwa 50 Lkw die nun nicht über Straßen und Autobahnen rollen müssen.
Auf dem „Landweg“ fallen damit ca. 185 Kilometer (einfache Fahrt) an Straßenkilometern weg oder 370 Kilometer hin und zurück. Wenn man das auf 50 Lkw bzw. Fahrten umrechnet entspricht das etwa 18.500 Kilometern! Ihr könnt Euch sicher denken was hier allein dieser Zug an Einsparungen von Belastungen für Umwelt, Straßen und auch Kosten der Landwirte bedeutet.
Wie Ihr schon richtig vermutet, war dies nur der erste „Zug“ der diesjährigen „Rübenkampagne“.
An ihrem Ende werden es 11 Züge gewesen sein, die über unsere Gleise gerollt sind und grob geschätzt insgesamt etwa 15.000 Tonnen an Zuckerrüben.
Würde man die ansonsten dafür benötigten Lkw hintereinander aufreihen, käme man auf eine Lkw-Schlange von über 9 Kilometern!
Man könnte auch sagen damit werden rund 203.500 Kilometer an Lkw Fahrten eingespart.
Doch genug der Zahlenspiele, wir freuen uns über den Betrieb auf den Gleisen unserer Anschlussbahn und damit den Beweis wie sinnvoll, belastbar und nützlich unsere bzw. diese Strecke ist!
Ein weiteres starkes Argument für die Reaktivierung nicht nur unserer sondern vieler Bahnstrecken und Anschlussbahnen in Brandenburg und Deutschland.
Übrigens die „Zugpferde“ der Güterzüge „übernachten“ direkt im Bahnhof Ketzin a.d. Havel!
Die Verlade- bzw. Umlademöglichkeit in Vorketzin ist nicht nur für landwirtschaftliche Erzeugnisse nutzbar, auch Güter wie z.B. Baustoffe und ähnliches können wir uns hier für die Zukunft vorstellen. Wir sehen optimistisch in die Zukunft und auf die Strecke nach Ketzin, denn sie beweist damit erneut ihr Potential, nicht nur für den Umschlag von Gütern. Ein weiterer Schritt ist damit getan und wenn Ihr neugierig geworden seid, sehen wir uns sicher bald an der Strecke oder direkt in Ketzin!
Bis dahin,
Fahrt frei!
Hajo